Gesund arbeiten in digitalen Zeiten: Was heißt das für Betriebe, Führungskräfte und Mitarbeiter?

Trendstudie #whatsnext über Herausforderungen, Stellschrauben und Führungsaspekte beim BGM der Zukunft.

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„Arbeiten 4.0“, „New Work“ – unabhängig von Schlagworten gilt: Mit der Digitalisierung unserer Arbeitswelt ändern sich Anforderungen und auch Belastungen in sehr vielen Berufen so schnell wie nie zuvor – und damit ebenfalls gesundheitliche Beanspruchungen. Zukunftsorientierte Arbeitgeber überlegen deshalb schon heute, was für die Gesunderhaltung Ihrer Mitarbeiter wichtig ist, um auch morgen wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die aktuelle Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt“ liefert dazu interessante Informationen. Über 800 Führungskräfte von Betriebsgrößen von <10 bis >250 Mitarbeitern wurden dazu von der Techniker Krankenkasse (TK), dem IFBG Institut und der Haufe Gruppe befragt. Die Leitfragen der Untersuchung waren unter anderem:

  • Welche Veränderungen bringt die Digitalisierung in gesundheitlicher Hinsicht mit sich?
  • Welche Rolle spielt die Führungskraft beim Entwickeln gesundheitlicher Eigenverantwortung?
  • Was ist zu tun, damit (älter werdende) Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt gesund bleiben?
  • Wie können moderne Technologien die Gesundheitsförderung im Betrieb unterstützen?

Digitalisierung: Neue Anforderungen, Belastungen und Gesundheitsrisiken

Das „neues Arbeiten“ ändert auch unsere Arbeitsformen. Telearbeit, Homeoffice und digitale Führung über Distanzen werden zukünftig immer wichtiger. Schon jetzt arbeitet ca. ein Drittel der Beschäftigten von unterwegs oder zumindest teilweise von zu Hause.

Prozesse werden zunehmend digitalisiert, die Rolle des Menschen in diesen Prozessen wandelt sich, die Grenzen von Arbeit und Freizeit verschwimmen. Eine Flut von Emails und Telefonaten, steigende Komplexität der Aufgaben sowie ständige Verfügbarkeit und Erreichbarkeit erhöhen die Verdichtung. Das „Abschalten“ muß erst wieder gelernt werden; die wenigsten Unternehmen verfügen schon über eine eigene „Ethik“ und Regeln dazu („…keine Mails nach 18 Uhr“).

Dies alles hat Auswirken auf unsere Gesundheit: Vom „Handynacken“ bis zum Burnout durch zu viel permanentes Multitasking entstehen auch im beruflichen Kontext neue Krankheitsbilder, die es zu erkennen und am besten schon im Ansatz zu vermeiden gilt. Verantwortungsvolle Arbeitgeber erkennen diese neuen Handlungsfelder für die Gesundheitsförderung in ihrem Betrieb.

Heute schon und morgen noch stärker das Top-Thema: „Gesunde Führung“

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„Gesund führen“ ist der Top-Faktor (© #whatsnext- Studie 2017, TK)

„Welche Themen sind heute und werden in fünf Jahren von besonderer Bedeutung?“ fragte die #whatsnext Studie. Sowohl aktuell wie auch verstärkt für die Zukunft kommt „Gesundes Führen“ bei allen Befragten auf Platz eins, vor Maßnahmen zur gesunden Unternehmenskultur, Wissenssicherung, Feedbackkultur, Change- und Konfliktmanagement sowie „digital Leadership“.

Da die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer weiter verwischen, geht es für Führungskräfte darum, noch mehr die Eigenverantwortung der Mitarbeiter stärken. Dazu gehören inhaltliche Aspekte der Aufgabenpakete und eine technische Infrastruktur, die den Anwender (tatsächlich, und nicht nur in der Theorie) unterstützt.

Wichtig sind darüber hinaus ist das Stärken von Selbstmanagementkompetenzen sowie eine reflektierende Einschätzung der Mitarbeiter dazu. Wer sich nicht gut organisieren und selbst beobachten kann, für den bedeutet das Arbeiten in digitalisierten Umgebungen und Prozessen ein überproportional hohes Stresslevel.

Die Eigenverantwortung der Mitarbeiter entbindet die Führungskraft auch in der Zukunft nicht von der Führungsverantwortung. Die Führungsverantwortlichen sollte dabei Ihre Teams bezüglich der gesundheitlichen Eigenverantwortung sensibilisieren und das Bewusstsein stärken. Das wiederum wird von Arbeitnehmern als ein Ausdruck von Vertrauen und individueller Wertschätzung empfunden.

Ein wichtiger Indikator: In immer mehr Betrieben schlägt sich die hohe Relevanz von Mitarbeitergesundheit, -motivation und –zufriedenheit in den Zielvereinbarungen von Führungskräften wider.

Status Quo: BGM ist ausbaufähig – auch hier die Führungskraft als Schlüsselrolle

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Die Führungskraft ist entscheidend für den Erfolg (© #whatsnext- Studie 2017, TK)

In jedem elften Unternehmen gibt es laut der Studie keine Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. Knapp drei von zehn Betrieben bieten vereinzelte Angebote, vor allem in den Bereichen Entspannung und Ergonomie. Nur gut ein Drittel (37 Prozent) der Befragten gibt an, dass in ihrer Organisation ein ganzheitliches BGM eingerichtet wird, d.h. dass dezidierte gesundheitsfördernde Strategien, Strukturen und Prozessen eingerichtet werden.

Besonders weit in Sachen BGM sind laut der Studie vor allem Unternehmen der Dienstleistungsbranchen im Finanz- und Versicherungsbereich. Andere Untersuchungen zeigen: Viele Betriebe haben den Bedarf erkannt, sehen aber vielfach Wissens- und Ressourcenmangel als Hürden.

Gesundes Mitarbeiter sind zufriedener. Datenquelle: BAUA“BGM“ oder „Betriebliche Gesundheitsförderung“ klingt für viele Personalleiter und Chefs – gerade im Mittelstand – nicht wie ein besonders relevantes Aktionsfeld. Einige haben langweilige Pflichtseminare oder praxisferne Tipps in Erinnerung, die schon in den neunziger Jahren überholt waren.

Das ist umso bedauerlicher, denn die Trendstudie zeigt deutlich: Die Führungskraft hat einen entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeiter.

Aber auch andersherum gilt: Wer sich gesund fühlt, bewertet seine berufliche Situation generell positiver: Die Arbeit selbst, den Chef und sogar das Gehalt.

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Zukunftsorientierte Gesundheitsförderung, neue BGM Handlungsfelder

Das schnellere, komplexere Arbeiten in digitalen Zeiten fordert die Arbeitnehmer in hohem Maße. Es wird für die Mitarbeiter auch zukünftig weiterhin wichtig sein, körperlich fit zu bleiben. Eine noch höhere Stresstoleranz, Stressprävention bzw. Resilienz werden zusätzlich wichtiger – allerdings nicht mit dem Ziel, nur die Belastungsgrenzen nach oben zu verschieben.

Die neuen Technologien und modernen Arbeitsmethoden erfordern vor allem kognitive Fitness. Ein zukunftsfähiges Gesundheitsmanagement muss deshalb die Mitarbeiter bis ins hohe Alter befähigen mit dem technischen Fortschritt mithalten zu können. „Lebenslangen Lernen“ zu unterstützen ist somit eines der wichtigsten Themen im BGM.

Ein wichtiger Treiber sind die Erwartungen und Prioritäten der jungen „digital natives“ und der „Generation Y“ an ihre aktuellen und künftigen Arbeitgeber. „Corporate Health“ ist dabei ein Themenfeld mit steigender Relevanz und mit positiven Aspekten in Bezug auf Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität (neudeutsch: employer branding“). Nicht jeder Betrieb muss dazu nun gleich einen „Wellbeing Manager“ einstellen. Aber gesunde Zusatzleistungen werden als ein Plus bei der Wahl des Arbeitsplatzes gesehen.

Dazu kommt ein Perspektivenwechsel: War früher beim BGM oft die Frage „Was macht unsere Beschäftigten krank und wie verhindern wir das?“ geht es heute vermehrt darum: „Was hält unsere Beschäftigten gesund und wie können wir das stärken?“

Digitale Gesundheitsförderung in der digitalen Arbeitswelt

Die heute schon große Auswahl an Angeboten für BGM / BGF macht es für Personalverantwortliche schwierig, „nebenbei“ nicht irgendeine, sondern die jeweils geeignete Lösung zu finden, die das gesunde Arbeiten in digitalen Zeiten unterstützt. Dazu gehören nicht nur die richtigen Gesundheitsangebote in den aufgezeigten Handlungsfeldern, sondern auch eine geprüfte Qualität.

„Neue Arbeit“ bedeutet auch: Immer mehr Mitarbeiter arbeiten von unterwegs, von zu Hause oder zu wechselnden Zeiten. Flexibilität zeitlicher und räumlicher Hinsicht ist deshalb ein entscheidender Faktor, damit Gesundheitsförderung für alle möglich wird. Das wiederum ist wichtig für die innerbetriebliche Akzeptanz. Andere Untersuchungen zeigen: Diese ist umso höher, je mehr die Mitarbeiter in die Auswahl der Gesundheitsangebote einbezogen werden.

Die Veränderung der Arbeitswelt bedeutet ebenfalls: Auch Gesundheitsförderung / BGM digitalisiert sich und die Nachfrage nach individuellen Angeboten, webbasierten Lösungen bis hin zu zertifizierten Online-Kursen zur Prävention steigt. Laut der Umfrage verzeichnen digitale Lösungen zur Gesundheitsförderung in den nächsten fünf Jahren den größten Bedeutungszuwachs bei den BGM-Themen.